Ich denke, also bin ich?

0 Kommentare / vom 15.01.2019 / in "In Zukunft"

Eine KI mit einem Mensch als Hülle
Cogito ergo sum? (Grafik: Designed by Freepik)

Das Streben von Robotern und Androiden, als vollwertige Menschen anerkannt zu werden, ist ein beliebter Handlungsstrang in der Sci-Fi - Literatur. Manchmal nur eine Randnotiz, manchmal maßgeblich für die Charakter-Entwicklung oder gar schlichtweg als Hauptgeschichte: wann ein Mensch ein Mensch ist, hat schon Platon und Aristoteles beschäftigt und erhält durch modernste, zukünftige Technik nochmals eine neue Dimension. War es in Altertum noch die Frage, inwieweit sich der Mensch von Tieren oder Göttern unterscheidet, kann es bald zur Diskussion stehen, warum eine hochentwickelte, starke künstliche Intelligenz nicht genauso gut wählen, Steuern bezahlen und sterben darf. Schlussendlich: gleichberechtigt ist.


Was macht einen Menschen aus?



Ein bekanntes Beispiel ist die Geschichte "Der Zweihundertjährige" von Isaac Asimov. Hier geht es um den Roboter Andrew, der dafür kämpft, als Mensch anerkannt zu werden. Andrew ist aufgrund einer Anomalie seiner KI künstlerisch begabt, verdient damit sein eigenes Geld. Mit diesem Geld kauft er sich frei und klagt diese Freiheit auch ein (Urteilspruch: "Freiheit kann niemand verwehrt werde, der in der Lage ist, den Begriff zu verstehen"). Über die Jahrzehnte lässt er sich mittels organischen Prothesen zu einem Androiden umbauen. Sein sehnlichster Wunsch, die Menschwerdung, bleibt ihm weiterhin verwehrt, da ein wesentliches Merkmal des Menschen ist, irgendwann zu sterben. Erst als Andrew einen künstlichen Sterbevorgang für sich programmiert, gilt er - kurz vor seinem Tod - als Mensch (die Geschichte wurde später mittelmäßig verfilmt als "Der 200 Jahre Mann" mit Robin Williams).


Auch in Philip K. Dicks "Träumen Androiden von elektrischen Schafen?" (besser bekannt als "Blade Runner") ist die Zwei-Klassen-Gesellschaft von Menschen und Androiden/Robotern Hauptthema. In der beschriebenen Dystopie sind Androiden nicht mehr von Menschen zu unterscheiden. Sie dienen auf den Mars ausgewanderten Menschen und dürften nicht auf die Erde zurück. Tun sie es doch, werden sie von Kopfgeldjägern gejagt. Nur mit Hilfe eines Tests, welcher den Gegenüber auf Empathie testet, lässt sich feststellen, ob es sich um einen Android handelt oder nicht. Das verbleibende Unterscheidungsmerkmal ist also Mitgefühl gegenüber anderen.


Im Buch "Altered Carbon" von Richard Morgan gibt es in einem Nebenstrang der Geschichte einen abstrakteren Denkanstoß. Hier ist es kein Android oder Roboter, also etwas, was man noch einigermaßen mit einem Menschen zusammenbringen kann, sondern ein Hotel, inhaber-geführt von einer unsichtbaren künstlichen Intelligenz. Es gibt keinen Besitzer des Hotels, das Hotel ist die KI und die KI ist das Hotel. Das Hotel kümmert sich selbst darum, Zimmer zu reservieren, Frühstück zu organisieren, Steuern zu bezahlen. Letztlich konsequent, denn muss ein denkendes Wesen unbedingt wie ein Mensch oder Tier aussehen? Wenn die Hülle der KI eh nur das Hotel verwaltet, dann kann sie auch ebenso gut das Hotel selbst sein.


Die Beispiele zeigen, dass es nicht undenkbar sein muss, das eine KI - sei es in der personifizierten Form eines Androiden oder als ein sich selbstverwaltender Gegenstand - als ein Mensch, Lebewesen oder zumindest als Bürger anerkannt wird. Hält sich die KI an Gesetze, bezahlt Steuern, hat schlussendlich ein Selbstbewusstsein – warum nicht?




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